Ein Foto ist heute mit einem einzigen Klick auf dem Smartphone gemacht – einfacher und schneller, als je zuvor. Doch hinter dieser scheinbaren Leichtigkeit steckt eine jahrhundertelange Geschichte voller Experimente und bahnbrechender Innovationen. In diesem Blogbeitrag wandern wir in der Fotografiegeschichte weiter bis zur Entstehung eines ganz besonderen Mediums: des Films. Doch wie kam es überhaupt zur Entstehung des Films? Welche Erfindungen und Meilensteine waren dafür nötig?
Teil 4: Die Fotografie lernt "laufen":
Weiterentwicklung zum Film
©stefanocarocci, Man taking photo with old camera, adobestock
Die Trockenplatte
Das Fotografieren mit dem nassen Kollodiumverfahren war eine Herausforderung: Fotografen mussten Glasplatten vor Ort mit Chemikalien beschichten und die Bilder sofort entwickeln. Das bedeutete, dass sie mit einer mobilen Dunkelkammer reisen mussten – ein logistisch und technisch äußerst aufwendiger Prozess.
Die Lösung: Richard Leach Maddox und die Trockenplatte
Erfinder suchten nach einer einfacheren Lösung. Die Lösung des englische Arzt Richard Leach Maddox im Jahr 1871 war die Beste: Er entwickelte Glasplatten, die mit einer Gelatine-Bromsilber-Lösung beschichtet waren. Diese Trockenplatten mussten nicht mehr unmittelbar vor oder nach der Aufnahme präpariert oder fixiert werden, sodass die mobilen Dunkelkammern nicht mehr benötigt wurden.
Das Gelatine-Trockenverfahren wurde in den folgenden Jahren optimiert. Eine der größten Verbesserungen war die Reduzierung der Belichtungszeit, wodurch Momentaufnahmen möglich wurden.
Neue industrielle Möglichkeiten
In den 1880er Jahren begann die industrielle Produktion von Trockenplatten. Fotografen konnten nun fertig präparierte Platten kaufen, wodurch das aufwendige chemische Behandeln vollständig entfiel. Dennoch blieben die Trockenplatten schwer und zerbrechlich, wodurch die Suche nach flexibleren und robusteren Bildträgern rasch an Bedeutung gewann.
Die erste Rollfilmkamera
Auch der amerikanische Hobbyfotograf und Unternehmer George Eastman stieg in den Markt ein und gründete eine Firma für den Vertrieb von Trockenplatten. Berühmt wurde er jedoch durch eine andere bahnbrechende Erfindung: die erste Rollfilmkamera.
Der Rollfilm
Bereits in den 1870er-Jahren begann die Suche nach Alternativen zu den schweren und unpraktischen Glasplatten. Eine bedeutende Innovation war die Einführung von Rollkassetten, die Negativpapier enthielten, zunächst beschichtet mit Kollodium und später mit einer Gelatineemulsion. Ein entscheidender Durchbruch gelang schließlich 1887 mit dem Rollfilm aus Zelluloid.
George Eastman löste sich von seiner ursprünglichen Geschäftsidee, den Trockenplatten, und konzentrierte sich stattdessen auf die Entwicklung des Rollfilms.
Die Kodak Nr. 1: Die erste Rollbildkamera
Im Jahr 1888 gründete er eine Firma mit dem Namen „Eastman Kodak Company". Ein Jahr später stellte er eine speziell für den Rollfilm entwickelte Kamera vor: die Kodak Nr. 1. Diese handliche Kamera konnte bis zu 100 Aufnahmen fassen und war einfach zu bedienen. Ein herausragender Vorteil war der einzigartige Service, den Kodak anbot: Nachdem der Film voll war, konnten Kunden die Kamera an das Unternehmen senden. Kodak übernahm die Entwicklung der Bilder, das Auffüllen des Films und schickte die Kamera einsatzbereit zurück.
Bedeutung für die Fotografie
Die Einführung des Rollfilms und der Rollfilmkamera brachte der Amateurfotografie einen erheblichen Aufschwung. Der mühsame Plattenwechsel entfiel, und die Entwicklung der Bilder konnte komfortabel ausgelagert werden.
Der Kinematograph
Mit der rasanten Entwicklung der Fotografie eröffnete der Rollfilm ein völlig neues Kapitel: die Entstehung des Films.
Bereits Edward Muybridge (siehe Blog „Meilensteine der Fotografiegeschichte, Teil 3“) unternahm erste Versuche, Bewegung mithilfe der Fotografie sichtbar zu machen. Später brachte Thomas Edison den Kinetographen hervor, ein Gerät, das Bilder in schneller Abfolge auf einen Rollfilm aufzeichnete. Ergänzt wurde diese Technik durch das Kinetoskop, mit dem die aufgenommenen Bilder hintereinander abgespielt werden konnten.
Allerdings war dieses System auf die Betrachtung durch einzelne Personen beschränkt und noch weit von der öffentlichen Vorführung eines Films entfernt.
Die Brüder Lumière: Der Durchbruch zum Kino
Den entscheidenden Schritt machten die Brüder Auguste und Louis Lumière, die als Söhne eines Fotoplattenherstellers mit der Technik der Fotografie vertraut waren. Im Jahr 1894 entwickelten sie den Kinematographen, ein Gerät, das gleichzeitig als Filmkamera und Projektor diente. Im Jahr 1895 ließen sie das Gerät patentieren.
Der Kinematograph funktionierte grob beschrieben wie folgt: Der unbelichtete Filmstreifen wurde im Kinematographen ruckartig bewegt, kurz belichtet und anschließend in einer Metallkassette zum Entwickeln aufgerollt. Um den Film vorzuführen, wurde der belichtete Filmstreifen an einer Lichtquelle vorbeibewegt, wodurch die bewegten Bilder auf eine Leinwand geworfen werden konnten.
Im Dezember 1895 präsentierten die Brüder Lumière ihre Filme erstmals öffentlich und legten den Grundstein für eine der bedeutendsten Kultur- und Unterhaltungsformen der modernen Zeit.
Weitere Informationen
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Quellen:
Die Trockenplatte: Ad fontes: Tutorium / Afrika im Fokus. Zur Verwendung historischer Fotografien in den Geschichtswissenschaften / Zur Fotografiegeschichte / Gelatine-Trockenplatte und Die Gelatine-Trockenplatten | Camera Museum
Die erste Rollfilmkamera: https://www.planet-wissen.de/kultur/medien/geschichte_der_fotografie/pwiegeorgeeastmanfotografiefuerdiemassen100.amp und Rollfilm [Das Lexikon der Filmbegriffe]
Der Kinetograph: https://www.wissen.de/kinematograph-wie-die-bilder-laufen-lernten
Zuletzt aufgerufen am 06.12.2024